WHG religiös – Be connected

Welch nette Bande, wie sie da scheint’s so fromm und andächtig in den Bänken von St. Rita knien! Aber ein paar grinsen spitzbübisch in die Kamera, und man merkt, hier experimentieren evangelische Schüler und Schülerinnen bereitwillig, wie sich das Beten auf Knien in einer katholischen Kirche anfühlt. Wenn mir das heute ganz normal erscheint, dann muss ich nur Nachrichten schauen und bin schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen. Ein gutes und tolerantes Miteinander in Sachen Religion ist keine Selbstverständlichkeit. Auch bei uns sind die Zeiten nicht so fern, dass Evangelische im katholischen Bayern um Anerkennung kämpfen mussten und kein Draht zueinander bestand. Wie wunderbar also, dass wir jetzt so eine gute Verbindung haben und nur ein paar Meter von der Schule entfernt eine katholische Kirche, in der man zwanglos und ohne Probleme auch während des Unterrichts durch kleine Exkursionen in die Atmosphäre eines Kirchenraumes eintauchen kann. Wie schön die Tradition, die Türen offen zu halten für alle, die kommen wollen um ihre Seele im Alltag atmen zu lassen und Raum zu schaffen für das Gespräch mit Gott!

Es braucht diese Räume der Stille, die keinen anderen Zweck erfüllen, die die Möglichkeit der Einkehr eröffnen, wie es so schön altmodisch heißt. Wir leben in einer oft atemlosen Zeit, straff getaktet unsere Aktivitäten, auch die der Schüler, viel lauter eingestellt sogar die Martinshörner der Einsatzfahrzeuge, damit sie sich im Lärm der Großstadt überhaupt Gehör verschaffen. „Be connected“ heißt die Devise, und die meisten denken dabei an schnelles Internet, Facebook, Twitter und Co. Flink rasen die Daumen. Bildschirm, Stöpsel im Ohr und Skype gewährleisten Verbindung, wohin immer wir wollen. Berauschend solche technischen Möglichkeiten, aber auch manchmal verstörend. Wir ahnen, dass die Quantität der Möglichkeiten in Kontakt zu treten, die Qualität zu verdrängen droht. Ganz zu schweigen von heimlichen Verbindungen, von denen wir nichts wissen (sollen). Schon mehren sich die Stimmen, dass es ein Recht geben muss, nicht jederzeit online, also „an der Leine“ zu sein. Auch an den Schulen müssen wir aufpassen, dass wir uns nötige Auszeiten gönnen, in denen wir nicht erreichbar sind. Es muss auch Zeiten der Funkstille geben. Wie modern und bedenkenswert wirkt da plötzlich wieder das Beharren der Kirchen und Religionen auf den „unverzweckten“ und ungebundenen Sonn- und Feiertagen.

Im laufenden P-Seminar befassen wir uns mit den inneren und äußeren Räumen der Achtsamkeit, die in den Stresserfahrungen unserer Zeit Freiräume eröffnen. Viele Ansätze, solche Räume der Achtsamkeit zu schaffen, stammen aus dem religiösen Bereich. Meditation und Kontemplation werden wissenschaftlich untersucht und ihre heilsame Dimension entdeckt. Experten für Yoga und Meditation, progressive Muskelentspannung, autogenes Training und vieles mehr kommen an die Schule oder werden von uns besucht. So lernen wir, wie wir leichter in Verbindung zu uns selbst kommen und damit auch achtsamer werden im Umgang mit den anderen und unseren Mitgeschöpfen. Wie dringend bräuchte das unsere arme geschundene Erde. Gerade heute ist es wichtig, dass Schüler und Schülerinnen damit Erfahrungen machen dürfen im Religionsunterricht, im P-Seminar und am besten natürlich fächerübergreifend. In unserer bunten, quirligen und geschäftigen Schulgemeinschaft braucht es auch solche Räume des Innehaltens. Wenn wir eine Zukunft haben wollen, dann gilt es zu üben, auf die richtige Art und Weise miteinander verbunden zu sein. Verwurzelung in der eigenen auch religiösen Tradition kann dabei von großem Vorteil sein, bei guter Verbundenheit und regem Austausch mit anderen Traditionen. Der heutige Religionsunterricht versteht sich als Anbahnung solcher Verbindungen und möchte da verknüpfen, wo solche Verbindungen zu zerreißen drohen.

In einem unserer schönen ökumenischen Schulgottesdienste konnte man dazu folgende kleine Geschichte hören:Es war ein mal eine kleine Spinne, die lebte in ihrem Netz herrlich und in Freuden. Alles war gut, bis sie hörte: Die Welt ist anders geworden, du musst dich anpassen, du musst Altes aufgeben, du musst dich neu orientieren, du muss rationalisieren. Die Spinne war nie aufgeregt, aber der Vorwurf der Rückständigkeit machte sie nervös. Umgehend inspizierte sie ihren Betrieb. Aber kein Faden war überflüssig, jeder war für das Geschäft dringend notwendig. Fast verzweifelt und wegen dieser Aufregung einem Herzinfarkt nahe, fand sie schließlich einen Faden, der senkrecht nach oben lief. Dieser hatte noch nie eine Fliege eingebracht, er hatte noch nie seinen Wert erwiesen und schien überflüssig und völlig nutzlos zu sein. Schnell biss die Spinne den Faden ab. Was dann passierte, ist klar. Das ganze Netz fiel in sich zusammen und ging kaputt. Der Faden nach oben war der, auf den es ankam und an dem alles hing.

Verantwortlich für den Inhalt: Doris Herzog | Aktualisiert: 29.07.2014

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