Mathe an der Uni – was soll man sich darunter vorstellen?

Eine kaum zu beantwortende Frage für jemand, der noch zur Schule geht! Denn der Mathe-Unterricht kann naturgemäß nur einen sehr kleinen Einblick in das sehr umfangreiche Fach geben. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir am 29.3. einen besonderen Gast am WHG empfangen konnten:
Professor D. Kotschick von der LMU München gab dem Wahlkurs Enrichment einen beeindruckenden Einblick in die Universitätsmathematik. In seinem Vortrag Rationale Annäherungen an irrationale Zahlen bewies er unter anderem den Gitterpunktsatz von Minkowski für die Ebene sowie den Dirichletschen Approximationssatz und zeigte dabei eindrucksvoll, wie man mit Hilfe geometrischer (!) Überlegungen zu Aussagen über verschiedene Typen von Zahlen kommen kann.

Die Schülerinnen und Schüler wurden von Prof. Kotschick direkt beim Schulstoff abgeholt: Nach der Definition der verschiedenen Zahlenmengen lieferte er einen eleganten geometrischen Beweis der Irrationalität der Wurzel aus 2.
Daraufhin konnte man als Zuhörerin erleben, wie eine Mathematikvorlesung an der Universität (zumindest ansatzweise) aussieht: Denn eine solche unterscheidet sich doch sehr von einer Schulstunde, natürlich in Tempo und Niveau, aber eben auch, was den Stil und die Notation betrifft (siehe Foto des Tafelanschriebs). In den 90 Minuten hat Prof. Kotschick eine für schulische Verhältnisse enorme Menge an Mathematik vorgestellt (die Tafeln wurden zwischendurch auch gelöscht!).

Dennoch konnte es den sehr konzentrierten Schülerinnen und Schülern gelingen, den Faden nicht zu verlieren: Das lag am gut nachvollziehbaren Aufbau und der Anschaulichkeit des Vortrags sowie dem Bemühen des Vortragenden, das Vorwissen der Zuhörerschaft immer in Betracht zu ziehen. Auch wurden die Schülerinnen und Schüler ermutigt, zwischendurch Fragen zu stellen, was sie auch gerne taten.
Neben den mathematischen Ideen und Beweisen lieferte Prof. Kotschick einen interessanten Einblick in seine eigene mathematische Biographie – als Schüler nahm er an den bekannten Mathematik-Wettbewerben teil. Außerdem erläuterte er, was man mitbringen sollte, um erfolgreich Mathematik zu studieren: so kommt es maßgeblich auf die Bereitschaft an, sich länger und intensiv mit bestimmten Problemen zu beschäftigen und nicht zu schnell aufzugeben. Und selbst beim Radfahren kann man durchaus manch entscheidende Idee bekommen!
Wir danken Herrn Prof. Kotschick sehr herzlich für den großartigen Vortrag und das Engagement für das WHG!

Christoph Schlager

Inhalt aktualisiert: 20.12.2022